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Zeichen der Zeit – Tagung von IRP und VKRF zur Zukunft der Kirche

Vom 04. bis 06. Dezember fand die Jahrestagung der katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer an allgemeinbildenden Gymnasien im Bildungshaus St. Bernhard in Rastatt statt.

Nachgedacht und debattiert wurde über den Zustand der katholischen Kirche in Deutschland und die mögliche Wege aus der Krise. Der stellvertretende VKRF-Vorsitzende Valentin Schneider fasste die Tagung in seinen Schlussworten zusammen:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen,
In den vergangenen Jahren wurde mir an dieser Stelle die Aufgabe zugetragen, die Tagung mit zusammenfassenden Worten zu einem Abschluss zu bringen – häufig verbunden mit einem optimistischen Ausblick. Das war nicht immer einfach, zumal das Zeitfenster zwischen letztem Vortrag und Abschluss der Veranstaltung, in dem ich diese Worte in das Tablet gehackt habe, von Jahr zu Jahr kleiner wurde. Aber in diesem Jahr, das gebe ich offen zu, fiel es mir besonders schwer. Unsere diesjährige Tagung zur Zukunft der Kirche bot so viele Impulse und Anknüpfungspunkte, so viele Bilder für Kirche und ihren Zustand, aber auch schwer zu verdauende Erkenntnisse, dass alleine der Versuch einer Zusammenfassung vermessen wäre.
Daher hier meine Zusammenfassung 😉
Pfarrer Thomas Frings, die Journalistin Britta Baas und auch Frau Professorin Nothelle-Wildfeuer zeichneten ein ernüchterndes, ein bisweilen trauriges, ganz sicher ein realistisches Bild von Kirche. Spannend war es, diese Analyse aus der Sicht eines Priesters mit Leib und Seele, einer Journalistin und Mutter und einer Hochschullehrerin (ebenfalls Mutter von fünf Kindern) zu hören. Sie brachten ihren je eigenen Standpunkt mit ein. Pfarrer Frings beschrieb den desolaten Zustand einer katholischen Gemeinde im erzkatholischen Köln. Frau Baas fragte als Journalistin zurecht, wieviel Öffentlichkeit die Kirche überhaupt noch verdiene angesichts ihrer schwindenden Relevanz in der Gesellschaft. Sie benannte deutlich, dass sich weite Teile der Amtskirche einer gesellschaftlichen Öffnung nach wie vor verschließen würden und stattdessen auf das Modell Wagenburg setzen würden.
Ursula Nothelle-Wildfeuer machte in Bezug auf die gerade virulenten Fragen der Frauenordination und des Pflichtzölibats deutlich, dass die Theologie längst tätig geworden sei und es nun Aufgabe der Verantwortliche sei, über weitere Schritte nachzudenken.
Die katholische Kirche durchlebt eine der größten Krise ihrer Geschichte, darin waren sich alle drei einig.
Und welche Lösungen boten sie an? Keine hatte die Patentlösung. Pfarrer Frings brachte die Entscheidungskirche ins Spiel. Und die Abkehr von der Idee, die Kirchen voll zu kriegen. Frau Baas plädierte dafür, dass Kirche und Gesellschaft keine Gegensätze mehr sein dürfen. So wie in der sie umgebenden Gesellschaft, so müsse auch innerhalb der Kirche, der Kirchen, offen und menschenfreundlich miteinander gerungen und debattiert werden. Nur wenn eine solche Gesprächskultur Einzug halte, dann könne Kirche gesellschaftlich auch wieder wahrgenommen werden und als relevant gelten. Das gelte für die große Kirchenpolitik genauso wie im Kleinen in der Ortsgemeinde. Hier ist für mich übrigens nach den ernüchternden Worten von Pfarrer Frings ein möglicher Ansatz, doch noch einmal für den PGR zu kandidieren.
Frau Nothelle-Wildfeuer brachte mit Pathos und Ethos zwei Aushängeschilder des gelebten christlichen Glaubens ins Spiel. Neben allen Strukturdebatten sei es von entscheidender Bedeutung, das Evangelium in Wort und Tat zu leben.
Aber es bleiben viele Fragen: z.B.
Können Nichtschwimmer das Schwimmen lehren?
Wollen wir Kirche als Insel oder als Schiff gestalten?
Wie gehen wir mit unserer religiösen Sprache um, die vielerorts nicht mehr verstanden wird und doch viel mehr ist, als an den Zeitgeist anpassbare Buchstaben?
Auch wir hier im Plenum haben gezeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt, dass Katholisch-Sein Vielfalt bedeutet. Dass wir Haltungen, Meinungen aushalten müssen und aushalten können. Und dass wir bei uns anfangen müssen, dem oder der anderen zuzuhören und sein Katholisch Sein, ihr Christlich-Sein als Teil von Kirche zu verstehen. Vielleicht können wir diesem Austausch in den nächsten Jahren mehr Raum geben.
Mir ist im Laufe der Tagung erneut klar geworden, dass wir als Christinnen und Christen, als Katholikinnen und Katholiken vor allem eines sein sollten: Glaubwürdig. Und dass wir damit vermutlich unserer Kirche den größten Dienst erweisen. Insbesondere im Hinblick auf den Religionsunterricht und auf unsere Schülerinnen und Schüler, die auf der diesjährigen Tagung leider ein wenig in den Hintergrund gerückt sind – zumindest in den Debatten hier in der Aula. Aber das kann ja in den nächsten Jahren wieder anders werden.
Dafür werde ich dann allerdings nicht mehr verantwortlich sein, denn nach 8 Jahren Vorstandsarbeit und der Co-Leitung von 7 Jahrestagungen gebe ich diese Aufgabe ab. In Psalm 71 in der Übersetzung von Huub Osterhuis haben wir heute Morgen gebetet: „Flieg mich zu einem hohen Nest, wo ich sicher bin, etwas sicher, eine Steilküste mit Aussicht.“
Die Tagung war für mich immer wie eine Steilküste mit Aussicht. Je näher sie kam, desto steiler wurde der Anstieg, desto mühsamer das Vorankommen. Doch oben angekommen, bot sich mir eine atemberaubende Aussicht. Pfarrer Frings erzählte vom Kairos. Der Beginn der Arbeit für Sie und mit Ihnen war für mich eine Art Kairos und hat mir persönlich und beruflich eine gute Aussicht ermöglicht.
Ich bin sehr dankbar, dass ich gemeinsam mit Maria Jakobs und dann mit dir, Sabine, durch diese Tage führen durfte. Dankbar für die vielen Begegnungen und Gespräche, für die Erfahrungen, für die entstandenen Freundschaft und die vielen Impulse. Besonders danke euch, Steffi, Josef, Christiane, Peter und Michael für die tolle Teamarbeit. Und ganz besonders dir, Sabine, für die vertrauensvolle, harmonische und vor allem freundschaftliche Zusammenarbeit. Vielen Dank dafür!“